Sinn des Lebens: die totale Ökonomisierung

07.08.2013 17:12

 

Liebes Menschengeschlecht!
 

Merkt Ihr eigentlich, dass Euer ganzes Dasein der Ökonomie untergeordnet ist? Oder hat Euch das (System) Merkel nicht nur von allen politischen Regungen, sondern komplett merkbefreit? Gut, ich weiß ja, wie es bei Euch hinieden weitergehen wird, und dass mein Geschreibsel im nachhinein nichts bewirken kann (und aus meiner Siegerwarte gar nicht soll!); aber folgende Punkte mögen Euch verstehen lassen, was derzeit mit Eurer Tierart - zur Mehrung des leblosen Mammons - passiert:

 

 

Der Sinn des Lebens

1. Der Babymensch zahlt sich für Eure Wirtschaft dreifach aus: wenn er a) vielerlei teures Zubehör bekommt, b) geldintensiv gefördert wird, damit er und c) später ganz viel "Bruttosozialprodukt (BSP) herstellen" (Oliver Maria Schmitt) kann.

Lernziel: mehr ist mehr.

 

2. Das Kleinkind muss zum Wohle Eurer Nahrungsmittelkonzerne süß und chemiereich ernährt werden. Kind und Wirtschaft wachsen, und wenn das Balg die Zappelphilippkrankheit ADHS bekommt, hilft teures Ritalin der Pharmaindustrie (wie evtl. Folgen). Zeit zum Spielen ist verschenkt, denn die Fähigkeiten, die den Gewinn der Reichen mehren, bilden sich früh aus. (Dem Menschenkind, das auf den Geschmack gekommen ist, hilft Ritalin auch als Erwachsenem.)

Lernziel: Fressen, fernsehen, funktionieren.

 

3. Beim Schulkind gilt es schnell herauszufinden, ob es als hand- oder kopfwerkender Arbeitermensch später mehr BSP herstellt.

Lernziel: das Taschengeld muss sofort in den Wirtschaftskreislauf zurück; noch mehr geht mit einem Kredit von Papa oder Verwandten.

 

4. Um schneller ein kopfwerkender Arbeitermensch zu werden, muss ein Teenagermensch im Gymnasium nun in acht statt neun Jahren soviel lernen wie zuvor. Die knappe Freizeit reicht, um so viel zu konsumieren, wie die Bank Geld vorschießt. Wahl darf der Schüler keine haben, denn der Student (-> 5.) hat auch keine. So lernt er in der Welt der Alternativlosigkeit fürs Leben.

Lernziel: Konkurrenten ausstechen. Gesunder Egoismus schüt zt vor späteren systemgefährdenden sozialen Anwandlungen.

 

5. Weg mit den Wahlmöglichkeiten im Studium! Die braucht es nicht, denn der Studentenmensch soll nicht abwägen und beurteilen, sondern Leistung erbringen. Wer nur einen Bachelor macht, kann schneller in der Wirtschaft vor Ehrgeiz brennen. Wer gar gleich etwas wie Human Ressource Management studiert, kann die Ökonomisierung noch nachhaltiger voranbringen.

Lernziel: Du lernst für den Job, und der ist dein Leben.

 

6. Hat der Mensch endlich seine Bestimmung als Arbeitermensch (andere Menschenkulturen schaffen das viel früher!) gefunden, gilt es gleichermaßen, für BSP und Nachwuchs zu sorgen. Die Werte in 1. - 5. sind dem Nachwuchs weiterzugeben. Anderes Leben ist zu verachten.

Lernziel: Ranklotzen, Maul halten und das Denken den Denkermenschen überlassen.

 

7. Der Rentnermensch ist praktisch überholt. Dank all der Fördermaßnahmen kann das Menschtier heute bis siebzig und länger arbeiten. Solange gesund taugt es für Konsum und Kinderaufzucht, falls wohlhabend für Umsatz in Premiumseniorenheimen. Geht auch das nicht mehr, hält das Leben noch den ökonomisch attraktiven Tod bereit.

Lernziel: Wegsein ist das Ziel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rentnerarbeit: nicht fragen, tun!

 

 

 

In diesem Sinne: Ein schönes Leben, Ihr bald (hihi) optimierten Menschen!

Euer Exemplar vom Siegergeschlecht Bärtierchen