Blödmaschinen

26.11.2013 18:31

 

Mensch, Menschen!

Ihr gingt damals, 2013, täglich robotten, hieltet damit das zum Scheitern verurteilte System des ewigen Wachstums aufrecht, obwohl offensichtlich war, dass es Eure Zivilisation zerstören würde. Bisher dachte ich ja, Ihr hättet damals kaum die Chance gehabt zu verstehen, was um Euch herum passiert. Doch nun* habe ich ein Buch aus dem Jahr 2011 entdeckt, in dem dezidiert geschrieben steht, was Eure Welt im Innersten zusammengehalten hat, und warum das System funktionieren musste, ehe es zusammenbrach. Das Buch enthält bereits die Antwort auf die Frage, warum es selbst nichts bewirkt hat. Somit kann ich es Euch ruhig anempfehlen, ohne den Fortgang der Geschichte zugunsten meiner Gewinnerspezies zu gefährden :-).

 

Unten lasse ich einfach das Buch für sich selbst sprechen. Mit 800 Seiten ist die komplette Lektüre für Euch zu zeitaufwendig, schließlich gehört Eure Zeit der Herstellung von Bruttosozialprodukt und all den Blödmaschinen, die Eure Mithilfe benötigen Da würde Euch das ganze Werk unnötig in Eurer Merkbefreitheit stören. Wer unter Euch jedoch sehr mutig ist, lausche den beiden Autoren eine Stunde lang. Wir Bärtierchen der Zukunft amüsieren uns übrigens tierisch über die nach Erscheinen des Buches entstandene Materialsammlung über Euch, den Homo sapiens ;-)

 

In aufrichtiger Bewunderung Eurer Spezies:

Euer Bärtierchen

 

*  In meiner posthumanen Zukunft, "posthuman" sollte Euch bereits bekannt vorkommen;-).

 

 

 

Die Blödmaschinen sind nicht Maschinen, die dem Menschen das Sehen und das Schlüsse-Ziehen abnehmen wollen, im Gegenteil, es sind Maschinen, die ihm das Gefühl geben, erst mit ihnen richtig sehen und erst mit ihnen richtige Schlüsse ziehen zu können."

 

"Die Klugheit des Systems basiert auf der Dummheit seiner Elemente. Jedenfalls müssen die Elemente eines gut funktionierenden Systems dumm genug sein, um das System selber nicht zu verstehen, allerdings klug genug, um sich einreden zu können, sie täten es und verteidigten es gegen neue und alte Feinde: die neue Unterschicht, die Nicht-Wähler, die Systemverweigerer, die 'Bildungsfernen', das Ghetto, das Prekariat, die Intellektuellen ..."
 

Diese Gesellschaft verwandelt sich von einem System, das von sich selbst nichts wissen kann, über ein System, das von sich selbst nichts wissen darf, in ein System, das von sich selbst nichts wissen will."

 

Während die staatlich-demokratischen Aufgaben der Parteien immer undeutlicher werden, wächst ihre gesellschaftliche Bedeutung. Je weniger politisches Profil sie verleihen, desto wichtiger werden sie als Karrieremaschinen und zur Verknüpfung von Politik und Wirtschaft."

 

Postmoderne heißt, mit Blödmaschinen leben lernen."

 

„Es gibt keine Nachrichten aus der Welt, es gibt eine Welt, die aus speziellen 'Nachrichten' besteht.“

 

„Stupidität als gesellschaftlich nutzbares Gut, das Regierung möglich macht, Profit erzeugt und den Widerspruch zwischen beidem aufhebt.“


Auf eine Krise antwortet der postdemokratische Kapitalismus mit einem mächtigen Schub an Verblödung. Nur ist diese Diagnose ... selber wieder Teil der Therapie. Wir stehen gleichsam einer Gesellschaft gegenüber, die sich vor Lachen ausschütten möchte über die eigene Blödheit. So wird man zugleich Subjekt und Objekt der Dummheitsdifferenzierung. Und so immerhin hält sich das Mitleid in Grenzen: Mein Gott, wenn die so blöd sind!"

 

Aus der Gleichsetzung von Entertainment und Demokratie entsteht freilich zwangsläufig die Ablehnung von Kultur als Besitz und Intellektualität als spezifische Eigenschaft einer Schicht. Anti-Intellektualismus als Sonderform der anti-elitären Diskurse wurde daher schon früh zur Ausdrucksweise demokratischen Entertainments."

 

Wie jede andere Religion funktioniert auch die Religion der kolossalen Dummheit durch drei Impulse: das Interesse der Herrschaft, die Lust der Beherrschten und die Schwäche der Gegenkräfte. Anders gesagt: Wir sind so dumm, weil unsere Dummheit dem System nutzt; wir sind so dumm, weil es uns dann besser geht; und wir sind so dumm, weil es niemanden gibt, der uns die Käseglocke der Blödheit den entscheidenden Spalt breit öffnet."
 

Welche Kräfte müssen eigentlich auf einen Spruch von, sagen wir, Klerikern oder Politikern wirken, damit aus einem Nichts eine Nachricht wird, die dann natürlich, weil sie ja Nachricht geworden ist, nicht mehr nichts mehr zum Inhalt hat, sondern mehrerlei: von der Bedeutung des Sprechenden bis zur - 'geheimen' - Bedeutung des Gesprochenen, so dass in einer Nachrichtensendung zum Beispiel aus einem diskursiven Nichts eine dräuende Ansage des demokratischen Fürsten an sein Volk  wird?"

 

Blödmaschinen wirken nicht in den Kellern der Inquisition, und sie werden nicht in geheimen Kommandozentralen gesteuert. Sie sind demokratisch, menschlich und transparent. Jeder kann sie mitbetätigen, jeder könnte sie ausschalten, für seinen Teil. Blödmaschinen machen selten Angst, und sie versprechen jede Menge Vergnügungen."

 

Wenn den Blödmaschinen gar nicht mehr einfällt, was sie produzieren sollen, dann produzieren sie Angst."

 

So wie einst die Welt das war, was in ein materielles Gut, in Nahrung, Ware, Waffen zu verwandeln war, ist sie nun alles, was Unterhaltung werden kann."

 

Was aus den Blödmaschinen kommt, ist Illusion. Die Blödmaschinen antworten: Der Geist ist eine Illusion."

 

Postdemokratie beschreibt, laut Colin Crouch, einen Zustand, in dem einige der demokratischen Instrumente noch funktionieren (immer noch gibt es Wahlen, an denen man frei und gefahrlos teilnehmen kann), andere nicht mehr so gut (Politiker, die sich über die Medien verkaufen müssen, können keine diskursiven Aussagen mehr zur Wahl stellen, sondern nur noch Images) und wieder andere gar nicht mehr ..."